YoMo Fokus | Schulterstand // Salamba Sarvangasana

Yoga am Motivationsmittwoch

#3 Unterstützer Schulterstand // Salamba Sarvangasana

Eine Asana im Fokus – 4 Wochen lang. #yomo #fokusasana

 
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Der Anfang

Asana Nummer drei im YoMo Fokus ist der (unterstützte) Schulterstand. Eine Asana aus dem Bereich der Umkehrhaltungen.

Herkunft

Der Name Sarvangasana ist modern; ähnliche Umkehrhaltungen (wie Viparita Karani) werden in den Schriften Siva Samhita (14. Jahrhundert), in der Haṭha Yoga Pradipika (15. Jahrhundert) und in der Gheranḍa Samhita (17. Jahrhundert) dokumentiert.

Die Vertreter einiger Yogaschulen des zwanzigsten Jahrhunderts, wie z.B. B.K.S. Iyengar, wiesen der Asana besondere Wirkungen auf bestimmte Organe zu, ohne dies jedoch wissenschaftlich zu untermauern oder anderweitig zu belegen. Iyengar widmete den ‚wohltuenden‘ Wirkungen von Sarvangasana eine ganze Seite in „Licht auf Yoga“ und behauptete, die Stellung sei „eine der größten Wohltaten, die der Menschheit von unseren alten Weisen zuteil geworden sind”, sie sei „ein Allheilmittel für die meisten verbreiteten Beschwerden“. [1]

Salamba Sarvangasana
Der unterstützte Schulterstand, aus dem Sanskrit abgeleitet, bedeutet salamba „gestützt”, sarva „alles”, anga „Glied” und asana „Pose” oder „Haltung”. Diese Asana ist eine Umkehrhaltung, die oft am Ende einer Yogapraxis eingenommen wird, um den reinigenden Blutfluss und ein inneres Gefühl der Ruhe zu fördern. Yoga Umkehrhaltungen definieren sich darüber, dass der Kopf der niedrigste Punkt des Körpers ist. Umkehrhaltungen sorgen also dafür, dass das Blut anders herum fliesst und eine bessere Durchblutung von Gehirn, Augen, Ohren und auch der Haut erfolgt; zudem wird durch ihren verstärkten Einsatz die Herzmuskulatur gekräftigt. Das Herz-Kreislaufsystem wird insgesamt angeregt und Angestautes kann wieder in Gang gebracht werden. Umkehrhaltungen, auch englisch inversions genannt, sollen Spannungen lösen, das Energieniveau steigern und die Muskeln stärken, außerdem sollen sie das emotionale Wachstum fördern, Geist und Seele beruhigen und dabei helfen, eine tiefere Verbundenheit und Erdung zu empfinden. Umkehrhaltungen haben durch diese Erscheinungen den Ruf gesund und gleichzeitig verjüngend zu sein. 

 
 
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Modifikationen

Um die Pose einzunehmen, legt man sich zunächst mit dem Rücken nach unten auf die Matte.
Beuge die Knie und stelle die Füße so nah wie möglich am Gesäß auf die Matte. Drücke beim Ausatmen mit einer starken Körpermitte die Arme und den Oberkörper in den Boden und hebe die Beine über den Kopf, sodass sich Hüfte und Beine vom Boden lösen. Bringe die Knie (immer noch gebeugt) zum Kopf und hebe dann das Gesäß an, um Hüfte und Rumpf senkrecht zum Boden zu bringen. Um den Körper zu stützen, lege die Hände auf den unteren Rücken, die Hände sind geschlossen, nicht gespreizt - sprich alle Finger liegen direkt nebeneinander und finden links und rechts neben der Wirbelsäule Platz, die Oberarme liegen - mit angewinkelten Ellbogen - am Boden. Wenn man sich in dieser Haltung ausgeglichen und sicher fühlt, atmet man ein und hebt die Füße zur Decke, wobei die Beine mit dem Rest des Körpers so auszurichten sind, dass sie senkrecht zum Boden stehen. Drücke mit dem Blick zu den Füßen oder zur Brust die Schulterblätter in den Boden und, sofern eine Vertiefung für dich angesagt und ausführbar ist, bewege das Herz näher zum Kinn und zum Gesicht. Um die Stellung zu beenden, atme aus und beuge die Knie zurück zum Oberkörper und zum Gesicht. Lasse die Knie gebeugt und rolle die Wirbelsäule sanft und allmählich, Wirbel für Wirbel, auf den Boden.

Diese Haltung wird auch ‘Königin’ oder ‘Mutter’ aller Asanas genannt, weil sie den ganzen Körper (dein ‘Zuhause’) einbezieht, ihn ‘pflegt’ und unterstützt, vom Kopf bis zu den Zehenspitzen.

Eine gute Vorübung für den Schulterstand kann Viparita Karani Mudra sein. 
In Viparita Karani (Rückenlage am Boden, gestreckte Beine himmelwärts – an der Wand oder ohne, mit erhöhtem Becken oder flachliegend) wird Khechari Mudra gesetzt und Ujjayi geatmet. Khechari Mudra bedeutet aus dem Sanskrit übersetzt „das Siegel (Mudra) der im Luftraum (Kha) Wandelnden (Khechari)“ (Quelle Yoga Vidya); dieses Mudra ist ein Zungenmudra und wird für den Anfang einfach praktiziert, in dem die Zungenspitze an den Gaumen geht und soweit wie möglich (ohne Zwang) Richtung Gaumen wandert (dieses Mudra dient als Vorübung zu Jalandara Bandha, welches im Schulterstand stark unterstützen kann). Während man nun so auf dem Rücken liegt, wird Ujjayi geatmet, indem die Stimmritze leicht verengt wird (wie beim Flüstern) und man so mit leichtem Reibelaut in der Kehle kontrolliert ein- und ausatmet. Diese Vorübung hilft bewußt in die Haltung hinein zu atmen und zu fühlen, den Nacken und den ganzen Körper auf die nächste Stufe, das weitere Heben des Beckens, langsam vorzubereiten.

Mit Hilfsmitteln wie Decken, Blöcken, Kissen, Stühlen und auch Gurten kann man die Haltung des Schulterstands des Weiteren unterstützen. Es gilt in jedem Fall die Kräftigung und das Vertrauen in die Nacken/Halsmuskulatur aufzubauen und sich Zeit zu lassen. Eine Haltung um ihrer selbst Willen einzunehmen, entspricht nicht dem yogischen Gedanken von Einheit und Ausgeglichenheit, daher ist die individuelle Auseinandersetzung mit der Asana und dem Anspruch daran wichtig.

In einem Artikel des Yoga Journal schrieb Barbara Benagh einer Ode gleich folgende zusammenfassende Worte: „In Salamba Sarvangasana, wie im gesamten Hatha-Yoga, liegt ein großer Teil der Schönheit der Praxis in dem Wissen, dass jeder von uns zwar respektvoll in den Fußspuren der Meister wandelt, die vor uns gegangen sind, dass aber jeder von uns seinen eigenen einzigartigen Körper benutzen muss, um die Reise fortzusetzen. Nur durch die aufrichtige, authentische Suche jedes einzelnen Praktizierenden bleibt der Schulterstand eine lebendige Einheit - und Hatha Yoga eine vitale Tradition, ehrwürdig und doch in ständiger Entfaltung.“ [2]

Welche Wirkung erzielt diese Asana?

• körperlich Das Fundament der Haltung ist der Schultergürtel (nicht der Hals). Die Muskeln, die die Schulterblätter heben, heranziehen und nach unten rotieren lassen, müssen stark sein, damit das auf ihnen ruhende Gewicht des Körper in der Stellung gehalten werden kann. Je nach dem aus welcher Stellung man in die Haltung kommt, werden verschiedene Muskeln beansprucht und gefordert. Ausgehend z.B. vom Pflug (Halasana) werden die Rückenstrecker stärker beansprucht. [3]

• geistig die Haltung kann helfen ein Gefühl von Ganzheit zu entwickeln, Akzeptanz und Annahme zu fördern 

• energetisch energetisiert und harmonisiert gleichermaßen

„Sthira und sukha, das ist die Balance zwischen Festigkeit und Flexibilität. … Jede Asana ist perfekt erst in der  Ausgeglichenheit dieser beiden Qualitäten.“ [4]

Bleib neugierig – mehr Infos zu den Stellungen, Hintergründe und Details zu der jeweiligen Asana und den YoMo-Fokus-Stunden findest du hier in den nächsten Wochen unter dem Stichwort “Fokus Asana”.

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Quellenangaben:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Sarvangasana
[2] https://www.yogajournal.com/practice/yoga-sequences/asana-column-salamba-sarvangasana-shoulderstand/
[3] Yoga Anatomie, Leslie Kaminoff
[4] Patanjalis Yogasutra: Der Königsweg zu einem weisen Leben, Ralph Skuban