Ein kurzer Überblick zum Anusara Yoga
Mit Anmut fließen und dem Herzen folgen
Wie man mit guter Ausrichtung mehr Tiefe in die Yogapraxis bringt
Anusara Yoga
Ein moderner, lebens- und körperbejahender Hatha-Yoga-Stil, der die tantrische Philosophie mit universellen Ausrichtungsprinzipien (Biomechanik) verbindet;
in den 1990er Jahren vom Amerikaner John Friend entwickelt und im Jahr 1997 in die Welt gebracht.
Anusara bedeutet übersetzt ungefähr soviel wie “im Fluss sein”, dem Herzen zu folgen. Die Asanapraxis und die Ausrichtung soll in das individuelle und ganzheitliche Erleben von „Gut-Sein“ führen. Wenn man sich körperlich und emotional gut fühlt, kann das zu einem spirituellen Wandel führen und es eröffnen sich Möglichkeiten, das Leben neu zu erleben. Der Körper ist hierbei Geschenk und höchster Ausdruck des Lebens – den Körper und das Leben, in der Yoga-Praxis und jenseits der Matte, bewußt und frei zu erfahren, pulsierend und voller Freude, ist die Essenz aller Dinge (Chit-Ananda = Bewusstsein und Glückseligkeit).
Methode
Die drei Hauptmerkmale des Anusara Yoga sind die „3 A´s“:
Attitude (Einstellung/Absicht)
Alignment (Ausrichtung)
Action (Aktion/Umsetzung).
Die Absicht umfasst das ‚Warum‘ des Daseins/der Yogapraxis. Das Alignment fragt danach ‚Wie’ man etwas tut und die Aktion ist die Frage ‚Was‘ tut man.
Praxis
Die Praxis, das Leben an sich soll ein weiches Herz, einen klaren Verstand und einen pulsierenden, vibrierenden Körper haben. Im reinen Bezug auf das Yoga bedeutet das, dass jede Stellung von einer bedeutungsvollen Absicht durchdrungen sein sollte, damit ein höherer Sinn entsteht. Auch deshalb hat jede Anusara-Klasse ein Herz-orientiertes Thema; dieses Thema soll der Energie der eigenen Absicht eine Richtung geben, auf dass jede Handlung, jede Asanaposition davon durchdrungen sein möge und sich die (Anusara)Praxis von innen nach außen entfalten kann.
Um das nun konkreter zu erfahren und umzusetzen gibt es die fünf „Universellen Ausrichtungsprinzipien“ (UPA).
1. Ausrichtungsprinzip: Open to grace
• das Fundament, der Bezug des Körpers zur Erde
• bewußtes Erden bringt ins Jetzt und erinnert an die Intention
• verbindet mit dem Atem
• macht Körper und Geist weiter, sanfter/sensibler und empfangsbereiter
• bildet die Grundlage für Yoga als spirituelle Praxis
2. Ausrichtungsprinzip: Muskuläre Energie
• erzeugt Beständigkeit, integriert und verbindet zur Mitte hin
• basiert auf Tonus, Stabilität und Zentrierung
• bewegt sich über die Haut, zu den Muskeln hin zu den Knochen - mit der Intensität einer liebevollen innigen Umarmung
• von den Armen, Beinen hin zur gedachten Mittellinie der Körpermitte
• von den äußersten Punktes des Körpers (Fingerspitzen, Fußspitzen, Kopfeskrone über die Mittellinie zum jeweiligen Fokuspunkt der Stellung
[ ein aktiver Fokuspunkt ist der, der sich zum einen am nächsten zum Fundament befindet und zum anderen eine hohe Gewichtung hat.
Zum Beispiel im Krieger, im Sitz oder in Savasana im Becken, im Handstand im Herzen und im Kopfstand im oberen Gaumen]
3. Ausrichtungsprinzip: Innere Spirale
• eine feinere Ausrichtung innerhalb der UPA
• erzeugt Weite, Ausdehnung
• körperlich: Bewusstsein in der Rückseite
• gibt ein universelles Gefühl
4. Ausrichtungsprinzip: Äußere Spirale
• Gegenpart zur Inneren Spirale, ebenfalls eine feinere Ausrichtung
• kontrahiert, gibt Sicherheit
• ummantelt die Ausdehnung der Inneren Spirale, manifestiert
• körperlich: Bewusstsein in der Körpervorderseite
• gibt ein individuelles Gefühl
5. Ausrichtungsprinzip: Organische Energie
• erzeugt Weite, Länge und ein Gefühl von Freiheit und erdet und verbindet gleichzeitig
• bewegt sich über die Knochen, zu den Muskeln hin zur Haut und dehnt sich leuchtend weiter aus
• Ausdehnung aus dem Inneren durch den ganzen Körper und darüber hinaus
Verfeinernde Ausrichtungsprinzipien sind die sieben Energie-Loops, die erst nach den fünf Hauptprinzipien zum Einsatz kommen, um spezifisch und noch organischer zu optimieren, sozusagen energetisch-kreisende Feinstellschrauben. Es gibt den Knöchel-, Waden, Oberschenkel, Becken, Nieren, Schulter- und Schädel-Loop.
Sinn
Im Anusara geht es nicht um (äußere) Kontrolle, sondern um die (innere) Hingabe und die Bereitschaft sich zu öffnen – also von innen heraus das Außen zu betrachten, zu erkunden und zu erfahren. Die Ausrichtungsprinzipien und philosophischen Grundlagen dienen dem Weg der eigenen Individualität Ausdruck zu verleihen und sich damit wohl zu fühlen und Freude auszudrücken. Ziel der Yogapraxis ist einerseits Selbsterkenntnis zu erfahren und zum anderen, die Freiheit des Seins zu genießen, Schönes zu kreieren und sich am Guten zu erfreuen.
Nun offenbart das Leben nicht immer nur Schönes und es fällt auch nicht immer leicht, das Gute in allem zu sehen; so soll der Weg des Anusara Yoga dazu dienen, jedwede Situation oder Erfahrung als Gelegenheit der Transformation zu sehen, sich bewußt auszurichten und das Wechselspiel von Licht und Schatten dazu zu nutzen den Weg der Mitte und die Balance zwischen den Polen zu finden.
Sich dem Lauf des Lebens nicht entgegenzustellen, sondern mit ihm zu fließen.